12. Mai 2025

Erhalt Torso Heppinger Brücke

Die Flut­nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat tie­fe Spu­ren im Ahrtal hin­ter­las­sen – in der Land­schaft, in den Orten, vor allem aber in den Men­schen. In Hep­pin­gen star­ben sechs Nach­ba­rin­nen und Nach­barn. Men­schen, die das Was­ser über­rasch­te, die kei­ne Zeit mehr zur Flucht hat­ten. Die Hep­pin­g­er Brü­cke, die jahr­zehn­te­lang unse­ren Orts­teil präg­te, wur­de von den Was­ser­mas­sen weg­ge­ris­sen. Der ver­blie­be­ne Brü­cken­tor­so ist nicht ein­fach nur ein Trüm­mer­stück. Für vie­le von uns ist er ein Ort des Schmer­zes, aber auch der Erin­ne­rung – an das, was war, und an das, was nie wie­der gesche­hen darf.

Ich selbst woh­ne in Hep­pin­gen. Ich habe die­se Nacht erlebt, ich habe sie über­lebt – auf dem Dach, wäh­rend um mich her­um das Was­ser alles mit­riss. Ich habe Angst gespürt, Hil­fe­ru­fe gehört, Ohn­macht erfah­ren. Ich und vie­le Men­schen im Ahrtal spü­ren das bis heu­te, als hät­te sich die­se Nacht in die eige­ne DNA ein­ge­nis­tet. In die­ser Nacht wur­de uns allen viel genom­men. Aber was nicht wie­der­her­stell­bar ist, sind die Men­schen, die wir ver­lo­ren haben – ihre Stim­men, ihre Geschich­ten, ihr Lachen. Des­halb wün­schen sich der Orts­bei­rat Hep­pin­gen und die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, dass der Tor­so der alten Brü­cke erhal­ten bleibt. Als dezen­tra­ler Gedenk­ort. Als stil­ler Mah­ner. Als Zei­chen dafür, dass wir erin­nern wol­len – nicht, um im Schmerz zu ver­har­ren, son­dern um als Gesell­schaft zu wachsen.

Zum Jah­res­tag der Flut wur­den 138 Holz­kreu­ze auf­ge­stellt – ein­fa­che Zei­chen für jedes Opfer. Sie stan­den da ohne Pathos, aber mit tie­fer Wür­de. Es war kein poli­ti­sches State­ment, son­dern Aus­druck von Trau­er, von Lie­be, von Mensch­lich­keit. Und doch fehlt bis heu­te ein Wort: Ent­schul­di­gung. Nicht aus juris­ti­scher Pflicht her­aus – son­dern aus mensch­li­cher Verantwortung.

Vie­le Men­schen im Ahrtal haben in der Flut­nacht haben gespürt, dass es an ent­schei­den­den Stel­len an Füh­rung und Koor­di­na­ti­on gefehlt hat. Nicht unbe­dingt bei sich selbst, son­dern in den Struk­tu­ren, die sie schüt­zen soll­ten. Es wur­den Feh­ler gemacht – in der Kom­mu­ni­ka­ti­on, im Warn­sys­tem, in der Koor­di­na­ti­on. Das wur­de teil­wei­se ein­ge­räumt. Doch was bis heu­te aus­blieb, ist ein kla­res, öffent­li­ches Ein­ge­ständ­nis: „Ja, wir hät­ten mehr tun müs­sen. Es tut uns leid.“

Ein Satz, der so viel hät­te bedeu­ten kön­nen – für die, die Ange­hö­ri­ge ver­lo­ren haben, für die, die trau­ma­ti­siert wur­den, für die, die sich allein gelas­sen fühl­ten. Statt­des­sen wur­de häu­fig erklärt, war­um man nicht ver­ant­wort­lich war. Ver­ant­wor­tung wur­de juris­tisch geprüft – aber mensch­lich blieb vie­les offen. Und genau des­halb ist Erin­ne­rungs­kul­tur so wich­tig: weil sie dort ansetzt, wo Wor­te fehlten.

Geden­ken braucht Orte. Und Geden­ken braucht Struk­tur. Des­halb plä­die­re wir von der CDU nicht nur für den Erhalt des Brü­cken­tor­sos in Hep­pin­gen und ande­ren dezen­tra­len Gedenk­stät­ten in den von der Flut betrof­fe­nen Stadt­tei­len– son­dern auch für die Errich­tung einer zen­tra­len Doku­­men­­ta­­ti­ons- und Erin­ne­rungs­stät­te im Ahrtal. Ein Ort, an dem das Gesche­he­ne chro­no­lo­gisch und the­ma­tisch auf­ge­ar­bei­tet wird. Wo per­sön­li­che Geschich­ten Platz haben. Wo Ver­ant­wor­tung, Hilfs­be­reit­schaft, Schei­tern und Hoff­nung neben­ein­an­der­ste­hen dür­fen. Solch ein Ort kann hel­fen, das Gesche­he­ne ein­zu­ord­nen – für heu­ti­ge und für kom­men­de Gene­ra­tio­nen. Und zugleich müs­sen wir den Blick nach vor­ne rich­ten. Der Kli­ma­wan­del wird sol­che Extrem­ereig­nis­se nicht sel­te­ner machen. Es reicht nicht, dass jede Kom­mu­ne ihre eige­ne Schutz­stra­te­gie entwickelt.

Ein über­grei­fen­der Zweck­ver­band, wie er vor­ge­schla­gen wur­de, könn­te künf­tig Ent­schei­dun­gen zu Reten­ti­ons­flä­chen, Schutz­maß­nah­men und Infra­struk­tur im gesam­ten Ahr­ver­lauf bün­deln – von der Quel­le bis zur Mün­dung. Was ober­halb geschieht, wirkt sich auf die Unter­läu­fe aus – und umge­kehrt. Nur gemein­sa­mes Han­deln schützt uns. Der Tor­so der Hep­pin­g­er Brü­cke kann in die­sem Sin­ne ein Ort des Erin­nerns wer­den – und ein Ort der Mah­nung: dass wir wach­sam blei­ben müs­sen, dass wir vor­sor­gen müs­sen – und dass wir Ver­ant­wor­tung für­ein­an­der tra­gen. Die CDU Frak­ti­on stimmt dem Wunsch nach Erhalt zu – und gleich­zei­tig das Gespräch über eine zen­tra­le Erin­ne­rungs­stät­te im Ahrtal zu füh­ren. Denn nur wer erin­nert, kann auch heilen.