Erhalt Torso Heppinger Brücke
Die Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat tiefe Spuren im Ahrtal hinterlassen – in der Landschaft, in den Orten, vor allem aber in den Menschen. In Heppingen starben sechs Nachbarinnen und Nachbarn. Menschen, die das Wasser überraschte, die keine Zeit mehr zur Flucht hatten. Die Heppinger Brücke, die jahrzehntelang unseren Ortsteil prägte, wurde von den Wassermassen weggerissen. Der verbliebene Brückentorso ist nicht einfach nur ein Trümmerstück. Für viele von uns ist er ein Ort des Schmerzes, aber auch der Erinnerung – an das, was war, und an das, was nie wieder geschehen darf.
Ich selbst wohne in Heppingen. Ich habe diese Nacht erlebt, ich habe sie überlebt – auf dem Dach, während um mich herum das Wasser alles mitriss. Ich habe Angst gespürt, Hilferufe gehört, Ohnmacht erfahren. Ich und viele Menschen im Ahrtal spüren das bis heute, als hätte sich diese Nacht in die eigene DNA eingenistet. In dieser Nacht wurde uns allen viel genommen. Aber was nicht wiederherstellbar ist, sind die Menschen, die wir verloren haben – ihre Stimmen, ihre Geschichten, ihr Lachen. Deshalb wünschen sich der Ortsbeirat Heppingen und die Bürgerinnen und Bürger, dass der Torso der alten Brücke erhalten bleibt. Als dezentraler Gedenkort. Als stiller Mahner. Als Zeichen dafür, dass wir erinnern wollen – nicht, um im Schmerz zu verharren, sondern um als Gesellschaft zu wachsen.
Zum Jahrestag der Flut wurden 138 Holzkreuze aufgestellt – einfache Zeichen für jedes Opfer. Sie standen da ohne Pathos, aber mit tiefer Würde. Es war kein politisches Statement, sondern Ausdruck von Trauer, von Liebe, von Menschlichkeit. Und doch fehlt bis heute ein Wort: Entschuldigung. Nicht aus juristischer Pflicht heraus – sondern aus menschlicher Verantwortung.
Viele Menschen im Ahrtal haben in der Flutnacht haben gespürt, dass es an entscheidenden Stellen an Führung und Koordination gefehlt hat. Nicht unbedingt bei sich selbst, sondern in den Strukturen, die sie schützen sollten. Es wurden Fehler gemacht – in der Kommunikation, im Warnsystem, in der Koordination. Das wurde teilweise eingeräumt. Doch was bis heute ausblieb, ist ein klares, öffentliches Eingeständnis: „Ja, wir hätten mehr tun müssen. Es tut uns leid.“
Ein Satz, der so viel hätte bedeuten können – für die, die Angehörige verloren haben, für die, die traumatisiert wurden, für die, die sich allein gelassen fühlten. Stattdessen wurde häufig erklärt, warum man nicht verantwortlich war. Verantwortung wurde juristisch geprüft – aber menschlich blieb vieles offen. Und genau deshalb ist Erinnerungskultur so wichtig: weil sie dort ansetzt, wo Worte fehlten.
Gedenken braucht Orte. Und Gedenken braucht Struktur. Deshalb plädiere wir von der CDU nicht nur für den Erhalt des Brückentorsos in Heppingen und anderen dezentralen Gedenkstätten in den von der Flut betroffenen Stadtteilen– sondern auch für die Errichtung einer zentralen Dokumentations- und Erinnerungsstätte im Ahrtal. Ein Ort, an dem das Geschehene chronologisch und thematisch aufgearbeitet wird. Wo persönliche Geschichten Platz haben. Wo Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Scheitern und Hoffnung nebeneinanderstehen dürfen. Solch ein Ort kann helfen, das Geschehene einzuordnen – für heutige und für kommende Generationen. Und zugleich müssen wir den Blick nach vorne richten. Der Klimawandel wird solche Extremereignisse nicht seltener machen. Es reicht nicht, dass jede Kommune ihre eigene Schutzstrategie entwickelt.
Ein übergreifender Zweckverband, wie er vorgeschlagen wurde, könnte künftig Entscheidungen zu Retentionsflächen, Schutzmaßnahmen und Infrastruktur im gesamten Ahrverlauf bündeln – von der Quelle bis zur Mündung. Was oberhalb geschieht, wirkt sich auf die Unterläufe aus – und umgekehrt. Nur gemeinsames Handeln schützt uns. Der Torso der Heppinger Brücke kann in diesem Sinne ein Ort des Erinnerns werden – und ein Ort der Mahnung: dass wir wachsam bleiben müssen, dass wir vorsorgen müssen – und dass wir Verantwortung füreinander tragen. Die CDU Fraktion stimmt dem Wunsch nach Erhalt zu – und gleichzeitig das Gespräch über eine zentrale Erinnerungsstätte im Ahrtal zu führen. Denn nur wer erinnert, kann auch heilen.